Supcast 004 - Interview mit Marije Elgersma (Mitveranstalterin 11-Cities-Sup-Tour)

Von admin, 2 November, 2022
In Folge 4 des Podcasts Supcast.at sprechen wir mit einer der Veranstalter:innen der 11-City-Tour, Marije Elgersma über Motivation, abgebrochene Rennen, verrückte Tracker und Pläne für das 15jährige Jubiläum 2023. Außerdem gibt sie viele Tipps zur Vorbereitung auf die 220 Kilometer lange Tour. Aber hört selbst.
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Marije Elgersma bei der Sup 11-City-Tour, Holland

Interview mit Marije Elgersma

Marije Elgersma bei der Sup 11-City-Tour, Holland

In Folge 4 des Podcasts Supcast.at sprechen wir mit einer der Veranstalter:innen der 11-City-Tour, Marije Elgersma über Motivation, abgebrochene Rennen und Pläne für das Jubiläum 2023. Außerdem gibt sie Tipps zur Vorbereitung auf die 220 Kilometer lange Tour. Aber lest selbst.

Supcast.at: Marije, kannst du dich bitte kurz vorstellen?

Marije: Ich komme aus den Niederlanden, bin 42 Jahre alt und paddle seit 2008. Damals arbeitete ich in der Windsurf-Industrie und wir dachten, Stand-Up-Paddling wird das neue große Ding.

Ich war viel am Meer und Supsurfen war mein Sport. Egal, ob ich nach Teneriffa oder nach Südafrika reiste, mein Stand-Up-Paddle-Board war immer dabei. Ganz ehrlich, ich dachte früher, dass Flachwasserpaddeln langweilig sei. Aber dann kaufte ich mir im Jahr 2013 ein längeres Board und der Endurance-Paddeln-Virus erwischte mich voll.

Supcast.at: Als du begannst Endurance-Distance zu paddeln, wie hast du dafür trainiert?

Marije: Ich habe schon immer Sport betrieben, ich spielte früher Basketball, ich surfe, windsurfe und supsurfe und ich hatte Glück: Freunde von mir betreiben eine Stand-Up-Paddle-Schule und einer von ihnen, José van Egmond, hatte schon Erfahrung mit Endurance-Rennen. Von ihm habe ich viel gelernt.

Die erste Frage, die ich mir stellte, war, wie soll ich es durchhalten, acht Stunden an einem Tag zu paddeln? Damals, 2013, war ich nämlich noch nicht wirklich schnell. Also begann ich einfach zu paddeln. Zuerst eine Stunde und dann steigerte ich die Trainingsdauer. Ich erkannte, dass meine Herzfrequenz eigentlich sehr niedrig war und ich nach drei Stunden paddeln nicht wirklich müde war. Nur mein Körper schmerzte etwas und ich begann wesentlich mehr zu essen.

Ganz wichtig war für mich auch das Techniktraining bei Ricardo Haverschmidt. Die Kombination der beiden Faktoren war für mich die ideale Mischung, um für die Sup 11-City-Tour fit zu werden.

Supcast.at: Paddelst du auch andere Endurance-Rennen?

Marije: Nein. Im Jahr 2013 paddelte ich die Fünf-Tage-Version der Sup 11-City-Tour und wir kamen jeden Tag als Letzte ins Ziel. Das könnte etwas mit unseren ununterbrochenen Gesprächen während des Paddelns zu tun gehabt haben. Ich hatte viel Spaß und es fühlte sich gut an, die 220 Kilometer geschafft zu haben.

Im Jahr 2014 trainierte ich für das Non-Stop-Rennen, ich wollte die gesamt Distanz von 220 Kilometer an einem Tag paddeln. Ich musste im Rennen aber nach 18 Stunden und etwa 100 Kilometern aufgeben. Im Jahr darauf paddelte ich wieder die 100 Kilometer, aber danach bin ich nie wieder Endurance-Strecken gepaddelt. Mir fehlte einfach die Zeit zum trainieren.

Eislaufen am Weissensee
Eislaufen am Weissensee, im Bild, Marliese Mendel, Podcasterin von supcast.at

Supcast.at: Ist die Sup 11-City-Tour inspiriert von der 11-Cities-Tour der Eisläufer:innen?

Marije: Natürlich, auch wenn ich nie an dem Eislaufevent teilgenommen habe. Aber das letzte in Holland veranstaltete Event im Jahr 1997 habe ich gesehen. Es ist magisch, selbst als Zuschauerin.

Supcast.at: Heute findet das Eisläufer:innenevent auf dem Weissensee statt. Im Jänner verwandelt sich der kleine Ort Weisssensee in eine niederländische Kolonie, Menüs wechselten, Flaggen werden gehisst und bunte Sportanzüge hängen auf Balkonen.

Marije: Ich weiß, wir Niederländer:innen sind ein bisschen verrückt.

Supcast.at: Wann wurdest du eine der Mitveranstalter:innen der Sup 11-City-Tour?

Marije: Gleich nachdem ich im Jahr 2013 die Tour gepaddelt war. Ich wurde dazu eingeladen, als jemand den Vorstand verließ. Vielleicht hat auch mein Talent als Organisatorin und meine Verbindungen zu der Windsurf-Industrie dazu beigetragen.

Es ist ein ehrenamtlicher Job. Ritske Merkus, Kiki Merkies sowie andere Board-Mitglieder bekommen kein Geld. Wir beerhalten nur einen kleinen Obulus, der die vielen Stunden finanziell keineswegs abdeckt. Aber die Erfahrungen und die Möglichkeit, viele Bekanntschaften mit Menschen aus der ganzen Welt zu schließen, wiegt das bei weitem auf.

Supcast.at: Was sind die größten Herausforderungen?

Marije: Die Logistik. Das Organisieren der Hausboote, der Bungalows, der Sicherheitsboote, der Crews am Land, die Versorgung zu Mittag und am Abend. Zur Sicherheit bekommt auch jede/r Teilnehmer:in einen Tracker und damit wir sehen wo sich der/die Paddler:innen befinden. Und jedes Jahr lernen wir dazu.

Ich glaube es war im Jahr 2016 als die Brüder Brúnó und Dániel Hasulyó das erste Mal teilnahmen. Wir kannten sie damals noch nicht. Plötzlich dachten wir die Tracker der Brüder spielen verrückt, sie waren den Anderen weit voraus. Aber nicht die Tracker waren schuld, sondern die beiden waren einfach nur extrem schnell. Wir realisierten, dass wir nun auch schnell sein müssen, um rechtzeitig am Ort der Mittagspause und am Etappenende zu sein. Solche Dinge passieren immer wieder, aber wir lernen schnell.

Supcast.at: Wir sind älter, haben einen Trainer und auch noch genügend Zeit und wir glauben, dass wir es schaffen werden. Trotzdem, hast du ein paar Tipps für uns?

Marije: Wegen des Alters, der größte Teil der Teilnehmenden ist über 40 und viele auch über 50 Jahre alt. Ihr paddelt schon seit einigen Jahren, ich nehme an, dass ihr 14-Fuß-Stand-Up-Paddle-Boards habt, die hart aufgeblasen werden können.

Mein Ratschlag, probiert spätestens im Juni 2023 zumindest einmal 45 Kilometer an einem Tag zu paddeln, beginnend um neun Uhr morgen. Es ist nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch eine mentale. Aber, wenn man/frau weiß, dass die 45 Kilometer für ihn/sie schaffbar sind, fällt eine große mentale Schranke weg.

Besonders wichtig ist es, während der Paddeltage ausreichend zu trinken und zu essen. Ich bin sicher, euer Trainer wird euch dafür einen Plan machen.

Supcast.at: Ich habe ein Problem beim Endurance-Paddeln, mir wird nach einiger Zeit langweilig, hast du einen Tipp für mich?

Marije: Als ich für die Sup 11-City-Tour trainierte, paddelte ich niemals alleine. Wir plauderten die ganze Zeit. Paddler:innen können ja auch euren Podcast (supcast.at) beim Training hören. (Danke, wir fühlen uns geschmeichelt). Und ich machte auch neue Erfahrungen. Ich bin aus Friesland und sah meine Heimat aus einer neuen Perspektive, nämlich vom Board und vom Wasser aus.

Supcast.at: Eine Herausforderung ist das Wetter in Holland. Ein Teilnehmer der Sup 11-City-Tour Christian Mousaka hat uns schon darüber erzählt.

Marije: Im September wechselt das Wetter oft, ein Tag ist ohne Wind und bei Sonnenschein, am nächsten Tag kann das ganz anders sein. Meistens ist bei der Tour Gegenwind. Deshalb mein Ratschlag, geht unbedingt paddeln, wenn es windig ist. Vor allem bei Seitenwinden, um heraus zu finden, wie es sich anfühlt, eine halbe Stunde nur auf einer Seite zu paddeln. Sucht euch einen See mit Wellen, damit ihr lernt euer Board zu beherrschen und auch, dass ihr bei unguten Situationen nicht auszuckt.

Natürlich könnt ihr, als nicht kompetitive Teilnehmende, immer im Knien paddeln.

Supcast.at: Gab es schon schwere Unfälle?

Marije: Nein, bis jetzt gab es noch keine schweren Unfälle. Aber jedes Jahr schlagen sich Paddler:innen an den niedrigen Brücken die Köpfe an. Die Paddler:innen sind fanatisch und gehen zu spät auf die Knie oder stehen zu früh auf.

Letztes Jahr mussten wir allerdings vier Mal die Rettung rufen. Teilnehmende litten an Krämpfen. Bis heute ist uns nicht klar warum es zu so einer Häufung kam. Es könnten viele Gründe gewesen sein, es war ein sehr warmer Tag, hatten die Teilnehmenden zu wenig getrunken oder waren es Nebenwirkungen von Corona-Impfungen? Es geht allen wieder gut.

Supcast.at: Warum dürfen nur 150 Paddler:innen an der Sup 11-City-Tour teilnehmen?

Marije: Aus Sicherheitsgründen, wir können aber nicht überall gleichzeitig sein. Außerdem gibt es nicht immer Straße zu den Kanälen. Und wir wollen das Familiengefühl erhalten, mit Bekannten plaudern und auch alle neuen Teilnehmenden kennenlernen.

Supcast.at: Wann ist die beste Zeit der Anreise?

Marije: Für die die Fünf-Tage-Tour 2023 reist ihr am besten am 9. September an. Dann beginnt auch die Registrierung und auch, um am Prolog teilzunehmen. Wir paddeln verkleidet rund fünf Kilometer in Leeuwarden – vor allem weil es das 15. Jubiläum ist. Am Abend findet das Opening-Dinner und der Opening-Talk von uns. Am nächsten Morgen geht es um 9.00 Uhr morgens los.

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Show Notes

Marije Elgersma ist eine passionierte Stand-Up-Paddlerin und eine der Organisator:innen der Sup 11-City-Tour. Wir haben sie zum Interview gebeten und erfahren wie sie für Endurance-Rennen trainiert, welchen Herausforderungen sie bei der Organisation zu meistern haben und welche Tipps sie für Neulinge hat. Außerdem gibt sie den wichtigen Hinweis, dass an der Edition 2023 nur 150 Paddler:innen teilnehmen können. Falls ihr euch anmeldet und noch einen Trainingsplan braucht, wir kennen da jemanden: Sup.Training