Supcast 003 - Interview mit dem Ultra-Distance-Paddler Christian Moustakos

Von admin, 3 Oktober, 2022
In der dritten Folge gibt uns der Ultra-Distance-Stand-Up-Paddler Christian Moustakos fünf Tipps für die 11-Cities-Tour und erzählt über Erfahrungen mit der Kälte, über hohe Wellen und beheizbare Schisocken. Er weiß, wovon er spricht, hat er doch schon sechs Mal an der Tour teilgenommen.
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Der Ultra-Distance-Paddler Christian Moutsakos auf seinem Hardboard

Christian Moustakos paddelt seit zwölf Jahren. Er infizierte sich im August 2010 am Neusiedlersee bei einem "Spaßrennen" mit dem Sup-Virus. Schon bald darauf paddelte er Long-Distance-Rennen (zwischen acht und zwölf Kilometern) und als ihn das langweilte, wechselte er zu Ultra-Long-Distanzen: 180 Kilometer in zwölf Stunden auf der Dordogne (Frankreich) oder eben 220 Kilometer bei der 11-Cities-Tour in den Niederlanden.

Im August 2010 stand Christian das erste Mal auf einem Stand-Up-Paddle-Board. Er paddelte in einem Team am Neusiedlersee und gewann sein erstes Rennen. Am Tag darauf umrundete er erstmals die berühmte "Bauminsel" am Neusiedlersee (eine Schilfinsel, die bei vielen Rennen umrundet wird) mit einem 11/6 Funboard und fand für sich einen neuen Sport. Davor war er jährlich rund 30.000 Kilometer als Amateur bei Radrennen mitgefahren.

Sein erstes Long-Distance-Rennen absolvierte er ebenfalls am Neusiedler See: 56 Kilometer in acht Stunden. Seither hat er an vielen ähnlichen Bewerben teilgenommen und hat sich für nächstes Jahr das Ziel gesetzt, die mehr als 200 Kilometer der 11-Cities-Tour zuerst Non-Stopp an ein einem Tag und nach zwei Ruhetagen  nochmals in Etappen an fünf Tagen zu paddeln!

Wir haben ihm einige Fragen gestellt.

Was hilft gegen Frieren am Stand-Up-Paddle-Board?

Er entdeckte die SUP-Leidenschaft kurz vor Winterbeginn und es stellten sich ihm viele Fragen: Wie kann ich im Winter trainieren? Welche Kleidung soll ich anziehen? „Der erste Winter war chaotisch“, erinnert er sich, „ich trug zwei Neoprenanzüge übereinander und Neoprensocken. Ich fror nach jedem Sturz in das Wasser ganz entsetzlich.“ Dies änderte sich im Winter darauf. Der Stand-Up-Paddler Wolfgang Leeb hatte den Trockenanzug „Supskin“ erfunden, mit einer Thermounterwäsche darunter und geheizten Schisocken hatte das Frieren ein Ende.

Gib uns fünf Tipps für die Teilnahme an der 11-Cities-Tour:

„Bei der ersten Teilnahme an der Tour zahlen Paddler:innen Lehrgeld“, sagt Christian. Um das Lehrgeld möglichst gering zu halten, haben wir ihn um fünf Tipps gebeten.

1) Welches Training empfiehlst du?

Christian empfiehlt, sich langsam an die Herausforderung heranzutasten, sich keinesfalls selbst zu überschätzen, aber auch nicht beim ersten Schmerz aufzugeben. Ohne einen gewissen Hang zum Masochismus geht es nicht. "Ich gehe vor der Tour vier bis fünf mal die Woche paddeln, wechsle zwischen Grundlagentraining (längere Strecken im niedrigen Pulsbereich), Sprints (zwischen 15 und 60 Sekunden) und Langstrecken bis zu 35 Kilometer ab. Wichtig ist es, zwischen den Trainingseinheiten Pausen einzulegen, damit sich der Körper erholen kann."

2) Welche Kleidung sollten wir für die 11-Cities-Tour einpacken?

Das Wetter in den Niederlanden ist sehr wechselhaft. An den fünf Renntagen kann es zwischen blauem Himmel mit strahlendem Sonneschein über Eiseskälte wechseln, auch Gewitter sind möglich. Deshalb ist es wichtig, für jede Wetterlage gerüstet zu sein. Ganz wichtig ist ein Windbreaker, der den Körper bei den  Winden bis zu Windstärke zehn  den Körper vor dem Auskühlen schützt.

3) Wie ist das mit dem Essen und Trinken?

Auf jeden Fall isotonische Getränke ohne Kohlensäure in den Trinkrucksack füllen und Sportriegel mitnehmen. Während jeder Tagesetappe gibt es eine Mittagspause samt Verpflegung und die Möglichkeit, auf die Toilette zu gehen. (Muss man/frau unterwegs aufs Klo, bleibt nur die Landschaft).

4) Wie geht man mit Blasen an den Fingern um?

Die meisten Paddler:innen haben Hornhaut auf den Händen, aber manchmal nicht genug. Deshalb empfiehlt Christian spezielles Finger-Tape. Wichtig: nicht zu fest, um die Bewegungsfreiheit zu bewahren und nicht zu locker, damit sie nicht verrutschen - sonst gibt es erst recht wieder Blasen.

5) Was sind Hindernisse bei der 11-Cities-Tour?

Auf manchen Kanälen fahren auch Schiffe und manche Brücke ist sehr niedrig, sodass sich Paddler:innen auf das Board legen müssen, um darunter durch zu kommen. Hier gilt es, sich nicht zu früh wieder aufzurichten; es passiert jedes mal, dass sich zu eifrige Paddler:innen an der Brücke stoßen.

Bonusfrage: Allgemeine Strategie?

Nach Christians Erfahrungen finden sich meist am ersten Tag Paddler:innen zusammen, die die gesamte Tour gemeinsam paddeln. Das ist gut für die Motivation. Jedenfalls sollten nicht kompetitive Paddler:innen die gesamte Strecke als eine Tour ansehen, ihren eigenen Rhythmus finden und sich keinesfalls überstrapazieren. Außerdem sollte man/frau sich Strategien überlegen, um Zweifelsmomente und Motivationslöcher zu überwinden.

Audio file
Show Notes

Christian Moustakos fing mit regulären Long-Distance-Rennen an (zwischen acht und zwölf Kilometern), doch das langweilte ihn bald: Heute paddelt er lieber zu Ultra-Long-Distanzen. 180 Kilometer in zwölf Stunden auf der Dordogne (Frankreich) oder eben 220 Kilometer bei der 11-Cities-Tour in den Niederlanden.

Im Podcast zählt er fünf Tipps auf, wie die 11-Cities-Tour für uns leichter zu bewältigen ist. Welche  Sportkleidung muss in den Rucksack? Was wird während der Tour gegessen und getrunken? Wie ist das mit dem Klogehen?

Da wir in ostösterreichischem Dialekt sprechen, hier ein kleines Dialekt-Wörterbuch:

anpelzen – sich dick anziehen
schattig – kalt
es hat geballert – es war sehr windig
extrem zach: sehr anstrengend
tackern: mit hoher Schlagzahl paddeln
anklopfen: sehr schnell starten (mit Sprint)
aussi lassen: kaufen
Pustebrett: scherzhaft für aufblasbares SUP-Brett (ISup)